Zur Geschichte des Projektes Zufluchtswohnungen für Frauen
1978 richtete der neu aufgebaute Frauentreffpunkt „Frauen-Café Glogauer Str.“ in der ev. Martha Gemeinde in Kreuzberg erstmals ein kleines Zimmer auf halber Treppe im Gemeindehaus als Zuflucht für Frauen in Notsituationen ein. Anlass waren Besucherinnen des Frauencafés, die vor ihrem gewalttätigen Mann/Partner flüchten mussten, aber nicht den Kiez und das neugewonnene Netzwerk von Frauen im Frauentreffpunkt „Frauencafe“ verlassen wollten. Frauen, die in diesem Zimmer vorübergehend wohnten, wurden sowohl von Mitarbeiterinnen des Frauencafés als auch von Besucherinnen unterstützt und begleitet.
Schnell wurde jedoch deutlich, dass dieses „Zimmer“ und andere in einer Pfarrwohnung zur Verfügung gestellte Unterkunftsmöglichkeiten zu provisorisch waren und die betroffenen Frauen mehr professionelle Unterstützung benötigten.
Kreuzberg gehörte damals zu den ärmsten Bezirken Berlins. Es gab viele Frauen, die nicht in ein Frauenhaus am anderen Ende des damaligen Westberlins wollten oder konnten. Ihre häusliche oder persönliche Situation war unerträglich, sie waren jedoch z.T. nicht akut von Gewalt bedroht und wollten u.a. wegen der Kinder ihr Wohnumfeld nicht verlassen. Frauen aus anderen Ländern, insbesondere der Türkei, hatten sich im multikulturellen Stadtteil Kreuzberg gut eingelebt. Für diese Frauen, deren deutsche Sprachkenntnisse noch gering waren, und für die Analphabetinnen unter ihnen war es besonders wichtig, dass sie sich in ihrem Kiez und dessen Infrastruktur gut auskannten. Außerdem hatten sie über die Mitarbeiterinnen der damals bereits vielfältigen Projektelandschaft persönliche Kontakte aufgebaut, die sie als unterstützend empfanden.
Es blieb nicht bei der Idee für eine Zufluchtswohnung, die Projektfrauen entschlossen sich zur Selbsthilfe. Eine aus Mitarbeiterinnen unterschiedlicher sozialer, kultureller und frauenpolitischer Projekte bestehende Frauengruppe übernahm die Idee. Seit Juni 1982 beteiligte sich die Frauengruppe des Stadtteilvereins SO 36 an einem baulichen Selbsthilfeprojekt, um in einem leer stehenden Hinterhaus eine Wohnung instand zu setzen, und renovierte darüber hinaus eine weitere Mietwohnung im Kiez. Im Herbst 1983 konnte die erste Wohnung eröffnet werden.
Seit 1983 wird das Projekt über Projektförderung vom Senat von Berlin finanziert. Dank dieser Förderungen konnte ZUFF e.V. ausgebaut werden und verfügt heute über 31 Plätze für Frauen in Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof und Steglitz. Nicht mitgezählt sind hier die Plätze für Kinder, die in den Zimmern der Mütter untergebracht werden.
An der Gründung des ersten Nachfolgeprojektes „Frauenzimmer“ waren die Pionierinnen des ersten Zufluchtswohnungsprojektes maßgeblich beteiligt. Später entstanden in Anlehnung an das ZUFF-Konzept noch weitere Zufluchtswohnungsprojekte, mit vielfältigen Trägerstrukturen und in verschiedenen Stadtbezirken Berlins.